Ein jeder sein eigener Experte

Wer ist Experte? Wem sollen wir folgen?

So viele Experten es dieser Tage gibt, so viele Vorschläge gibt es auch, wie mit Corona umgegangen werden soll. Und jeder Experte findet sofort einen Gegenexperten, der ihn lautstark kritisiert. Unter all diesem kakophonischen Lärm soll nun die Politik herauspulen, welcher Experte... ja was nun?

Für wen soll sich die Regierung entscheiden?

Für den Experten, der am lautesten schreit?
Für den, der am besten zur eigenen Ideologie passt?
Für den, der den meisten anderen Experten widerspricht?
Für den, der die nachvollziehbarsten Argumente bringt?
Oder doch lieber für den Experten, der auf das Publikum am beruhigendsten wirkt?

Vielleicht für alle mal. Für den einen am Montag. Für die andere am Dienstag. Am Mittwoch vielleicht mal für zwei mit gegensätzlichen Argumenten.

Jetzt hat sich die Politik einen Beraterkreis zusammengesammelt - und das sind beileibe keine Wirrköpfe oder Hinterwäldler - und versucht mehr schlecht als recht ihre Linie zu finden. Das eiert, das schlingert. Das liegt aber in der Natur der Sache. Weder die Berater, noch die Politik standen jemals vor solch einer Herausforderung. Der Kurs mag nicht jedem gefallen, es sieht aber zumindest nach einem Kurs aus.

Ich bin kein Freund von Mundschutz und Ausgangsbeschränkung. Das könnt ihr mir glauben. Ich möchte die Wirksamkeit der beiden Maßnahmen vielmehr in Zweifel ziehen, denn wir können nicht 80 Millionen Menschen, ach was rede ich, 7 Milliarden Menschen über Monate oder Jahre hinweg weg sperren. So lange bis es vielleicht einen Impfstoff gibt oder sich die viel beschworene Herdenimmunität einstellt. Doch was anderes haben wir nicht. Wir haben kein Gesundheitssystem, dass mit einer galoppierenden Epidemie zurecht kommt. Wir haben keinen Wunderheiler, der uns vor dem Virus beschützt.

Wir haben lediglich die schwache Hoffnung, dass durch das Gemengelage aller Maßnahmen möglichst viele Menschen gerettet werden können, auf die ohne Maßnahmen der sichere Tod wartet.

Dass die eine oder andere Maßnahme blanker Unsinn oder überzogen ist, darüber lässt sich streiten. Darüber lässt sich auch oftmals Einigkeit erzielen. Und ebenso oftmals werden diese Maßnahmen dann auch überprüft und zurückgenommen. Man nehme nur den Rentner, der vermeintlich beim Verweilen auf der Parkbank ein höheres Risiko darstellte, als beim spazieren zwischen anderen Spaziergängern.

Man muss die Einschränkungen der Grundrechte kritisch sehen und das sehen auch viele, die sich angesichts der Epidemie in den eigenen vier Wänden aufhalten. Das sehen auch die, die ihre eigenen Eltern und Großeltern vor einer Ansteckung bewahren wollen. Das sieht aber auch ein Herr Söder, dem die Bierzelte für seine Imagekampagnen fehlen.

Wäre es euch tatsächlich lieber, wenn sich die Politik alle Nase lang an anderen, sich widersprechenden Ratschlägen orientieren würde?Wäre es euch lieber, mit einem Trump zusammen die Wirtschaft hoch und die Gesundheit niedrig zu halten?

Ich für meine Teil kann eine Weile damit leben, nicht in den Urlaub zu fliegen, nicht shoppen zu gehen, nicht ins Fitnessstudio zu gehen. Denn ich weiß, dass das nicht ewig so bleiben wird. Wir werden uns wieder im Biergarten sehen, am Lagerfeuer zusammen sitzen, zusammen lachen und zusammen irgend einer Band lauschen.

Nachsatz:
Sehr drollig finde ich die, die nicht müde werden, die Pandemie zu einem reinen Statistikproblem zu erklären. Gäbe es mehr Corona-Tests, gäbe es auch mehr Corona-Infizierten. Oder im Umkehrschluss: Keine Tests, kein Corona. Fertig, Aus.