Umverteilung

Wegen hoher Energiepreise

Die ersten Folgen des Krieges in der Ukraine bekommt der Deutsche Michel an Zapfsäule und auf der Abrechnung für Heizung und Warmwasser zu spüren. Und weil die Situation an der Zapfsäule eher über das Wohl und Wehe einer Regierung entscheidet, als sagen wir einmal die soziale Gerechtigkeit, fühlt sich die Regierung genötigt, der benzinabhängigen Bevölkerung Erleichterung zu verschaffen.

Wenn der Markt mal wieder nicht alles richtet, dann greift auch und vor allem die FDP gerne in den Staatssäckel um Wohltaten über ihr Klientel
aus zu schütten. Über Sinn und Unsinn der Subventionierung von Spritschleudern ist allenthalben zu lesen. Daher möchte ich auf das Kleingedruckte einer anderen Massnahme eingehen.

300 Euro sollen wir bekommen. Einfach so, mit dem Gehalt ausgezahlt. Wegen der hohen Spritpreise. Da bekomme ich doch feuchte Augen. Dafür leiste ich mir endlich mal gutes Schuhwerk.

Nicht wieder so olle Converse, die ihr Leben lang quietschen und nach einem Jahr erste Zerfallserscheinungen bekommen. Nein, so richtige, vom Schuster. Schon klar, für 300 Euro bekommt man da noch nicht sehr viel. Wäre aber eine prima Anzahlung.

Ich trockne meine Augen und möchte der Regierung zu dieser Wohltat gratulieren. Mich bedanken. Doch halt. Was ist das? Ich soll die 300 Euro am Jahresende versteuern. Ja he... dann habe ich gerade meine handgenähten Stiefel für den Winter an den Füßen und dann kommt der Steuereintreiber und reisst mir die Sohlen von den Schuhen. Wie schäbig ist das denn?

Für Autofahrer übersetzt: Wenn ihr am 23. Dezember euer Auto voll tankt, dann saugt der Fiskus den Sprit aus dem Tank, bevor ihr am 24. zu euren Liebsten aufbrechen könnt.

300 Euro, das liest sich gut. Besser als 190 Euro oder "irgendwas um die 150, das können wir jetzt noch nicht so genau sagen". Da achtet niemand auf das Kleingedruckte. Zurück bleibt das Gefühl, die Regierung hat mir Geld zugesteckt, das ist sehr schön, der Fiskus zieht es mir wieder aus der Tasche, das ist nicht schön. Aber mal ganz ehrlich, wer kommt schon auf die Idee, dass es die selbe Regierung ist, die Wohltaten verteilt und den Fiskus in die Tasche greifen lässt?

Dabei wäre das mit den Schuhen vom Schuster sozusagen eine win-win-win Situation. Die 300 Euro gingen direkt in den Wirtschaftskreislauf über. Das lokale Handwerk würde profitieren. Für die Umwelt ist das allemal gut, wenn ordentliches Schuhwerk genutzt wird. Ich würde das Geld nicht über den Umweg der Gasverfeuerung in den Ukraine-Krieg zurück fliessen lassen.