Abt.: Warum wir aussterben müssen

Türöffnungswunsch

Es gibt Techniken, die sind alt, funktionieren dafür einwandfrei. Zum Beispiel mechanische Türöffner in Zügen. Man betätigt den Griff, die Tür geht auf. Das ist intuitiv, erfahrbar und kinderleicht.

Das ist dem MVV allerdings nicht modern und fancy genug. Daher hat der MVV seine U-Bahnen mit Knöpfen ausgestattet. Diese Knöpfe können um so vieles mehr, als nur einfach eine Tür öffnen. Die können in verschiedene Farben leuchten. Und blinken können sie auch. Und vielleicht sogar Geräusche machen. Nur die Türen öffnen, damit tun sie sich schwer.

Wer kennt das nicht, die U-Bahn fährt ein, kommt zum Stillstand und die Knöpfe brennen ihr ganzes Feuerwerk an Funktionen ab. Rotes Licht, Blinken, grünes Licht, Blinken. Wer angesichts des grünen Lichtes frohen Mutes auf den Knopf drückt, und bei sich denkt... wird enttäuscht, denn nichts passiert. Auch nicht nach dem zweiten oder dritten Drücken nicht.

Eigentlich, so möchte man meinen, stünde in der digitalisierten Welt nichts entgegen, bei Knopfdruck direkt eine Aktion auszuführen. Und doch hat man den Eindruck, da muss sich im Hintergrund erst ein kompliziertes Räderwerk warm laufen. Oder da werden Doozer geweckt, die frohen Mutes und mit einem fröhlichen Liedchen auf den Lippen zur Tat schreiten. Jedenfalls lassen sich die Türen ungebührlich viel Zeit mit dem Öffnen.

Das Problem ist seit langem bekannt. Man möchte meinen, es sei ein Leichtes, für Abhilfe zu sorgen. Ganz einfach, den Knopf der im Moment des Drückens die Türen beiseite gleiten lässt.

Nicht so beim MVV. Da geht man einen anderen, moderneren Weg. Man integriert in den Knopf nämlich ein weiteres Feature: Den Türöffnungswunsch. Drückt man also den Knopf zu einem beliebigen Zeitpunkt dann öffnet sich die Tür an der nächsten Haltestelle. Automatisch. Ganz ohne dass man verzweifelt auf den Knopf herumdrücken muss.

Das funktioniert bei Bus und Tram ganz prima. Da sind diese Türöffnungswunsch-Knöpfe auch gleichmässig über den gesamten Fahrgastraum - also jederzeit erreichbar - verteilt. Bei der U-Bahn hingegen befindet sich der Türöffnungswunsch-Knopf an der Tür deren Öffnung man sich wünscht. Wer jetzt einmal versucht hat, in einer vollbesetzten U-Bahn die Tür zu erreichen, bevor sich diese geöffnet hat, wird sich schnell die Frage stellen: Wie soll ich meinen Türöffnungswunsch äussern, wenn der Wunschknopf in unerreichbarer Ferne weilt?

Ich äussere mal eine Vermutung: Der oder die TüröffnungswunschknopfdesignerIn ist selbst nie U-Bahn gefahren. Schon gar nicht im Berufsverkehr.

[abendzeitung-muenchen.de]: Einfach drücken und abwarten

[UPDATE]: Die Abendzeitung fand meinen Beitrag einmal mehr der Veröffentlichung für würdig. Ich mache mir langsam Gedanken darüber, ob ich nicht schon zu sehr im Mainstream angekommen bin. Wobei, nein, eigentlich mache ich mir keine Gedanken darüber.