Abt.: Beides tragisch

Tod am Wartehäuschen

Menschen sterben, das mag pietätlos klingen, ist aber so. Manche eines natürlichen Todes, manche gewaltsam, manche durch Unfall oder Krankheit. Viele wünschen sich einen natürlichen Tod. Um diesem Wunsch nach zu kommen, gibt es gemeinsame Anstrengungen, unnatürliches Ableben zu minimieren. Um das zu erreichen ist es hilfreich, sich über Todesarten, und wie sie zu verhindern sind, kundig zu machen.

Lasst mich einen Vergleich heran ziehen, der zwar hinkt, aber die Absurdität der unterschiedlichen Bewertung, was es zu vermeiden gilt und was nicht, beleuchtet.

Der Tod am Eisbach

In München gibt es einen Bach, der ist kalt und reißend: den Eisbach Es birgt Gefahren in sich, in seinen Fluten zu planschen. Das weiß man.

Es müssen immer wieder Menschen gerettet werden. Manchmal kommt auch jede Rettung zu spät. Dieser Bach bietet Surfern eine stehende Welle, die ganzjährig zum Wellenreiten einlädt. Das Reiten der Welle birgt Gefahren in sich. Das weiß man.

Vor einiger Zeit ist dort eine Surferin ertrunken. Offenbar hat sich ihre Sicherungsleine verfangen und sie unter Wasser gezogen. Das ist tragisch. In Folge hat man das Surfen verboten und die Welle gesperrt. Mit Zaun und Schild und Flatterband. Man hat den Eisbach gedrosselt, um nachzusehen, wie der Unfall hat passieren können. Gefunden hat man nichts. Die Welle bleibt gesperrt. Über Wochen. Es wird diskutiert, ob man das Surfen nicht dauerhaft verbieten, die Welle dauerhaft sperren oder vielleicht ganz entfernen soll.

Der Tod am Wartehäuschen

Ein SUV rast in die Menge der Wartenden an einer Trambahn Haltestelle. Eine Frau stirbt. Das ist tragisch. Es wird alles dafür getan, dass der Verkehr schnellst möglich wieder fließen kann. Keine wochenlange Sperrung der Straße. Keine Diskussion darüber, ob man vielleicht SUVs oder den Autoverkehr überhaupt verbieten soll.

Wenn jetzt nach Lösungen gesucht wird, um derartige Unfälle in Zukunft zu vermeiden, dann ist es wenig zielführend, Wartehäuschen mit Pollern, Mauern und sonstigen Mitteln zu Schutzbunkern umzufunktionieren. Das will niemand und das kann sich keine Stadt leisten.

Es gäbe dennoch ein paar relativ einfach umsetzbare und für die Stadtgesellschaft kostenneutrale Ansätze: Zum einen SUVs im Stadtgebiet verbieten. Solche Gefährte braucht hier kein Mensch. Sie könnten zu landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen umdeklariert werden und dürften dann - ähnlich wie Traktoren - nur in Ausnahmefällen in die Stadt einfahren. Zumal anderen flächendeckend Tempo 30 auf allen Straßen. Wer schneller unterwegs sein will, kann auf Bus und Bahn umsteigen.

Beides würde sowohl das Sicherheitsgefühl, als auch die tatsächliche Sicherheit im Straßenverkehr verbessern.
Nebenbei hätte es einen positiven Effekt auf die Umwelt. Im Kleinen, weil so die Feinstaubbelastung sinkt. Im Großen, weil weit weniger CO2 erzeugt wird.