Abt.: Verkehrschaos
SUV war gestern
Das Thema Autoverkehr ist so abgenudelt, wie ausgelutscht und doch liefert es immer wieder neue Facetten, bei denen man sich an den Kopf greift und denkt, weiha, das kann doch gar nicht sein. Kann es aber doch. Ein paar diese Facetten möchte ich jetzt drehen und wenden.
Nehmen wir den SUV...
Ich beginne diesen Teil mit ein paar Binsenweisheiten:
- ein SUV verbraucht unverhältnismässig viel Platz
- ein SUV verbraucht unverhältnismässig viel Energie
- ein SUV ist unverhältnismässig teuer
- mit einem SUV findet man in der Stadt keinen Parkplatz
- mit einem SUV kommt man nicht durch Nebenstraßen
- ich könnte noch 1000 Punkte anführen, wenn sie mir nur einfallen würden
Abgesehen von den ungenannten 1000 Argumenten sind die ersten fünf schon recht - wie soll ich sagen - für mich wären die eine Entscheidungshilfe. Freilich, nein, ich habe keinen Führerschein, insofern brauche ich mich da auch nicht zu entscheiden.
Aber mal so:
Ich sehe SUVs, die sich durch Nebenstraßen tasten, wie Doktor Bibber zum Blinddarm.
Steigen die Benzinpreise, dann legt sich ein dicht gewebter Jammerteppich über das ganze Land.
Ich kenne ganz viele Leute, die laufen rot an, wenn man das Wort Parkplatz in den Mund nimmt.
Nehmen wir noch einmal den SUV...
Während ich noch gegen den (oder das?) SUV polemisiere, findet auf den Straßen schleichend eine neu Entwicklung statt. Und es ist wahrlich keine Entwicklung zum Guten.
Mit dem einfachen SUV lässt sich heutzutage weder ein kleiner Pimmel kompensieren, noch kann man damit zeigen, wie sich das eigene Konto entwickelt. Denn einen SUV kann sich mittlerweile jeder Looser leisten. Vielleicht gebraucht, vielleicht von Volkswagen, aber immerhin ein SUV.
Da muss was neues her. Der Hummer scheint nicht geeignet. Keine Ahnung, vielleicht ist der wirklich zu teuer. Oder die Angebotslage ist zu prekär. Vielleicht liegt es auch daran, das so ein Hummer tatsächlich nicht durch die Gassen der Altstadt passt.
Eine Alternative ist längst gefunden. Der Pickup. Das ist quasi ein SUV, der hinten dran noch eine Ladefläche hat. Der ist also nicht nur einfach zu groß, der hat noch zwei, drei Quadratmeter extra.
Und die zwei, drei Meter möchten geparkt und hie und da auch bewegt werden. Beim Parken wäre das ein kleiner Schanigarten. Beim Bewegen bestimmt eine halbe Tonne extra.
Ist das jetzt blöd, wenn ich in die Runde frage, für was man so einen Boliden braucht?
Sicher, man zieht gelegentlich um und da ist ein Transporter schon recht praktisch. Der eine oder die andere fährt sicher auch drei, vier Mal zum Angeln nach Sibirien und muss den Kachelofen mitnehmen.
Oder zum Rentiermarkt nach Jokkmokk. Da braucht man schon ordentlich Ladefläche.
Aber so allgemein? Um von hier nach dort zu kommen. Von daheim zum Kindergarten. Vom Kindergarten zur Arbeit. Und Abends zurück. Ich weiss ja nicht.
Ach ja, und noch einmal SUV...
Ich habe da ein Zitat, bei dem kräuselt sich die Stirn und rollen sich die Zehennägel:
Und die damit einhergehende Angst, dass in kleinen Fahrzeugen nicht genügend Platz für reichweitenstarke Batterien sei.
Da wage ich einmal eine Ferndiagnose: Angststörung.
Das Zitat sagt nicht wer, die Angst hat. Sind es die Hersteller selbst oder sind es die Kunden? Ist aber auch egal, denn:
Der Automobilhersteller muss eigentlich nur einmal alle Türen und Klappen von seinem Automobil einmal auf und wieder zu machen. Dann weiss er ganz genau, ob die Batterien Platz haben oder nicht. Ich bin mir sicher, hinter keiner Klappe lauert eine Batterie, die sich bei Gebrauch mit einem Mal auf das Dreifache aufbläht. Da braucht der Hersteller wirklich keine Angst haben.
Und wer ein Auto kauft? Nun, einfach mal alle Türen und Klappen einmal auf und wieder zu machen...
Wer dann noch Angst hat, dass nicht genug Platz für die Batterien ist... Angststörung.
Keine Ahnung, ob und wie sich das behandeln lässt. Vielleicht mit einer Konfrontationstherapie? Mal eine Woche allein mit einer Batterie in der Bude. Wird die Batterie nicht größer, wird die Angst vielleicht kleiner.
Und jetzt ein Ritt über die Autobahn
Diesen Absatz möchte ich auf mit einem Zitat beginnen, vielmehr mit einer Frage:
Denkst du, wenn die FDP nicht mit in der Regierung säße und die Grünen die Kanzlerpartei wäre, dass es auf deutschen Autobahnen bereits das Tempolimit gäbe?
Ich, respektive mein Hirn denkt in der Regel den ganzen Tag so vor sich hin. Ganz arg selten denkt es dabei an "Tempolimit". Dafür sind meinem Hirn die Windungen zu schade. Aber das wäre mir als Antwort etwas zu dürftig, drum schiebe ich etwas nach:
Ich kann mich erinnern, dass es mal eine Initiative für Tempo 100 gegeben hat. Weil bei diesem Tempo das beste Geschwindigkeit-Umweltverschmutzungs Verhältnis zu erreichen sei. Das war irgendwann in den 80ern. Später hiess es, Tempo 130, das wäre es. Zwischendrin gab es Automobilkonzepte von VW Lupo über Smart-for-two und natürlich E-, Hybrid-, Wasserstoff-Motoren.Keine Ahnung, was da jetzt angezeigt wäre.
Vielleicht wäre dann angeraten: Der Diesel darf nur 30. Der Benziner 100. Der Hybrid 180 bergab aber nur 80 bergauf. E-Autos, was der Bleifuß her gibt. Wasserstoff? Ich hab doch keine Ahnung von Wasserstoff.
Aber ja, ich glaube, wenn die FDP nicht mit in der Regierung säße, dann hätten wir bereits ein allgemeines Tempolimit. Wir würden deswegen weder vertrocknen, noch würden Amokläufe signifikant zunehmen. Wir hätten sehr wahrscheinlich auch noch eine ganze Menge mehr Entscheidungen, die dem Menschen gut und der Wirtschaft nicht besonders weh tun würden.
[web.de]: Dicker SUV, dickes Geschäft