In ferner Zukunft

Strahlendes Erbe

Das Thema Endlagerung von Atommüll ist so unerquicklich wie unerbittlich. Vergangene Generationen haben uns und zukünftigen Generationen ein Erbe hinterlassen, das sich bei nüchterner Betrachtung nicht in den Griff bekommen lässt.

Vielleicht werdet ihr jetzt sagen, ach was, so ein paar Brennstäbe auf dem Restmüll, der fällt doch angesichts unserer Kunststoffabfälle in Wald, Flur und Meer nicht weiter ins Gewicht. Dann muss ich euch entgegnen: Das stimmt... wenn wir davon ausgehen, dass wir uns die nächsten zwanzig Jahre oder die nächsten 200 oder die nächsten 704 Millionen Jahre so mit Plastik zumüllen, dass es keinen Lebensraum mehr auf diesem Planeten gibt. Anderen Falls ist uns der Atommüll über.

Warum das? Nun, eine Kunststofflasche ist nach 450 Jahren Geschichte. Eine Plastiktüte schon nach 20. Von so einem Brennelement ist nach 704 Millionen Jahren immer noch die Hälfte da und strahlt wie am ersten Tag.

Dieser Tage wird erneut eifrig nach einem Endlager für die strahlenden Hinterlassenschaften vergangener Tage gesucht. Erneut? Ja, erneut, denn die Suche ist schon mehrfach gründlich in die Hosen gegangen. Da fallen so klingende Namen wie Asse oder Gorleben. Da fällt einem die gescheiterte WAA in Wackersdorf ein. Da klingen Tschernobyl und Fukushima im Hinterkopf.

Und jetzt sag ich euch mal was. Ganz im Vertrauen. Wir werden es schaffen, den Strahlenabfall zu unseren Lebzeiten einzulagern, umzulagern, von hier nach da und wieder zurück transportieren. Dabei werden wenige Menschen verstrahlt, es werden wenige sterben. Unsere Kinder werden das auch irgendwie hin bekommen. Natürlich werden sie sich fragen, was sich ihre Eltern dabei gedacht haben, so riesige Container zu bauen und die ganze Zeit auf Schienen, Straßen und Flüssen rumzuschippern. Aber sie werden den Grund noch aus Erzählungen oder dem Geschichtsbuch kennen. Die Enkel ihrer Enkel, die werden sich schon schwer tun.

Irgendwann wird es den Menschen zu blöd werden und sie werden den Schmodder irgendwo vergraben. Und eine Tafel aufstellen: "Hier ruht der Mist, den uns irgendwelche Halbaffen aus dem 20. Jahrhundert hinterlassen haben. Nicht öffnen, weil sonst blöd für alle!"

Noch ein paar Generationen später - vielleicht so 100 bis 200 Generationen - werden Archäologen auf die "Hier ruht der Mist..."-Tafeln stoßen und sich echt schwer tun, das zu entziffern. Sie werden den Mist ausbuddeln und erstaunt über all die dahinsiechenden Buddler sein. Sie werden sich fragen, ob auf den Tafeln und den darunter verborgenen Schätzen wohl ein Fluch liege.

Aber was scheren uns schon die Generationen in ferner Zukunft.

Wir machen das einfach so:

Also Uran-235 hat eine Halbwertszeit von 704 Millionen Jahren!
Nehmen wir mal so zwei Kubikmeter Uran-235 und, weil wir schlaue Kerlchen sind, lagern die bei einem Self-Storage Anbieter in Hamburg ein.
Der berechnet pro Monat 39,- Euro.
Lassen wir uns für garantierte exorbitant lange Lagerzeit einen ordentlichen Rabatt einräumen (unter 50% machen wir's nicht), bleiben 19,- Euro.
Dann können wir uns nach 704 Millionen Jahren noch locker einen Kubikmeter Uran abholen.
Das hätte unsere Kaffeekasse dann mit der läppischen Summe von 160.512.000.000,- Euro belastet.
Die 1,5 Millionen für einen Castorbehälter würden da kaum weiter ins Gewicht fallen.

Jessas muss ein Atomkraftwerk Rendite abwerfen, dass sich eo.n und Co das so einfach leisten können.