Abt.: Wenn einer eine Reise tut

Split und so

Reisen bildet, so wissen wir es von alters her. Also bin ich mal los gezogen, mich ein wenig zu bilden. Gebildet habe ich mich diesmal in Split.

Wer jetzt einen Reisebericht mit Empfehlungen für den eigenen Trip nach Kroatien erwartet, dessen Erwartungen werde ich nicht erfüllen. Dafür geht ihr mal brav selbst in den Buchladen und schmökert ein wenig im Baedeker.

Der Dokletian-Palast

So ein Diokletian-Palast scheint für die Ewigkeit gebaut. Jetzt wissen wir, dass nichts für die Ewigkeit ist. Dann muss man zumindest sagen, so ein Diokletian-Palast ist für ein ordentliches Stück der Ewigkeit gebaut worden. Zumindest der Keller. Das Erdgeschoß war für ein etwas kleineres Stück der Ewigkeit gedacht. Von dem ist nämlich nicht mehr viel übrig.

Der Herr Diokletian - bürgerlich und mit vollem Namen: Gaius Aurelius Valerius Diocletianus - hatte seine beste Zeit bereits hinter sich, als er den Palast in Split bezog. Er hatte sein Kaiseramt abgegeben - er war der einzige römische Kaiser, der freiwillig aus dem Amt schied... weiß Wikipedia zu berichten - somit war der Palast sozusagen sein Austragsstüberl. Ein beachtliches Austragsstüberl, das muss man festhalten. Da kommt man mit dem Staubsaugen kaum nach. Musste er sicher nicht selbst machen. So ein ausgedienter Kaiser hat da schon seine Leute.

Das ist Verboten

Ich finde es sehr umsichtig, wenn die Kundschaft gebeten wird, nicht bewaffnet in den Laden zu kommen. Das kann sonst schnell zu Missverständnissen führen. Gerade, wenn man das passende Kleingeld nicht zur Hand hat.

Das Frühstück

Kroatien ist nicht das Land des ausgedehnten Frühstücks, was ich sehr schade finde. Denn was gibt es schöneres, als sich in einem fremden Land vormittags an einem belebten Platz in ein Café zu setzen und bei Kaffee und einem Süßteilchen dem Treiben zuzusehen. Im Café gibt es keine Süßteilchen. Teilchen gibt es beim Bäcker. Da gibt es aber keinen Kaffee. Beides zusammen? Nicht in Kroatien.

Vorsicht ist geboten, wenn ein Lokal mit "breakfast" wirbt, denn:

"Warm Bread" stand auf der Karte. Die Vorstellungen davon, was warmes Brot ist, können unterschiedlicher kaum sein. Während sich vor meinem geistigen Auge ein Frühstückstoast manifestierte, servierte mir der freundliche Kellner eine Pizza zum selber bauen.

Was er wohl gesagt hätte, wenn ich sie ihm fertig belegt zurückgegeben hätte: "So. Jetzt kann sie in Ofen".

Das Glas Wasser zum Kaffee.

Habt ihr euch auch schon mal gefragt, was es mit dem Glas Wasser, das mancherorts zum Kaffee serviert wird, auf sich hat?

Ich finde diese Geschichte sehr schön: Als das Kaffeetrinken in den adligen Kreisen Wiens aufgekommen ist, war es besagtem Adel nicht zuzumuten, den Kaffeelöffel abzuschlecken und auf die Untertasse zu legen. Zum Ablegen des Löffels wurde dazu ein Glas Wasser gereicht.Jetzt stelle ich mir das Wasser der damaligen Zeit etwas anders vor, als das Wasser, das heute von den Stadtwerken in die Leitung geschickt wird. Da mag es die einen oder anderen Schwebestoffe gegeben haben. Das sah dann auch nicht gut aus. Also haben sich die Kaffeehäuser darum bemüht, möglichst sauberes Wasser ins Glas zu bekommen. Gleichzeitig quasi als Beleg dafür, dass auch der Kaffee mit sauberem Wasser zubereitet wurde. Da konnte man sich dann von Kaffeehaus zu Kaffeehaus zuprosten: "Mein Wasser ist sauberer als dein Wasser".

Eine schöne Anekdote von Oskar Maria Graf. Mehr so aus dem Kopf wieder gegeben.Als der junge Oskar nach München kam, wunderte er sich, wie es die Münchner so lange mit Kaffee in der Kneipe aushalten konnten. So ein Kaffee nach dem anderen geht ins Geld und für Magen und Kreislauf kann das auch recht anstrengend werden. Erst später hat er gemerkt, dass sich der versierte Kaffeetrinker lediglich eine Tasse Kaffee bestellt und sich dann reichlich Wasser nachschenken lässt.

Hüpfburg

Da kann man ganz gut Kinder unterbringen. Und Väter auch... ja, besonders Väter. Da werden aus Vätern wieder Kinder. Ganz gewiss.

Ein klein wenig ins Grübeln hat mich dieser Traum jung gebliebener Kinderherzen aber doch gebracht. Es reicht also heute nicht mehr aus, sich an den Strand zu legen, die Sonne auf den Bauch brutzeln zu lassen und ab und an Abkühlung im Meer zu suchen. Da muss unbedingt noch irgendwie Eventcharakter mit hinzu. Eine Riesenhüpfburg oder Jetski. Sich vom Motorboot auf einer überdimensionalen Luftmatratze übers Wasser oder am Fallschirm durch die Lüfte ziehen lassen. Und an das Tretboot muss noch eine Rutsche dran.

Bücherschrank, öffentlich.

Tatsächlich habe ich mehrere diese Buchtauschstellen - in Split und in Bol - gesehen. Vorwiegend mit deutscher und englischer Literatur bestückt. Also so richtig Bücher. Mit Seiten aus Papier und Buchstaben aus der Offsetmaschine.Eine wunderbare Idee, Urlaubslektüre zu recyclen. Und eine wunderbare Möglichkeit, sich von der vorgefundenen Auswahl inspirieren zu lassen. Da findet sicher jemand einen unverhofften Zugang zu Konsalik, den Amazon mit seinem besten Vorschlagsalgorithmus nicht hin bekommt.

Und noch ein paar Kleinodien

Beim Bäcker habe ich noch 5 Kuna gut. Sie hatten kein Wechselgeld. Gut merken, wer weiß, ob man das nicht mal gut brauchen kann.

Man mag sich gar nicht so genau vorstellen, was die da in der Küche treiben...

In Split gibt es einige Baulücken. Davon können die Stadtplaner hierzulande nur träumen.

Ich hab mir mal eine einpacken lassen. Vielleicht packe ich die daheim auf dem Marienplatz wieder aus.

Kommunismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes

= Lenin - kurz nach der Oktoberrevolution 1917 =