Abt.: Kreuzzug... blutig

Schmerzensmann

Dass in Bayern die Uhren anders gehen, beziehungsweise der Kalender gelegentlich 500 oder mehr Jahre hinterher hinkt, darüber macht man sich in der ganzen Republik lustig.

Sehen wir uns einmal die Symbolfixiertheit an, wenn es darum geht sich von einer weltoffenen Gesellschaft abzugrenzen.

Das Kruzifix. Das Marterinstrument, an das der Religionsstifter seiner Zeit genagelt wurde. Wenn man dem geschriebenen Wort Glauben schenken mag, dann stand der solcher Art Geschundene für Liebe, Gnade und Vergebung. Das Folterwerkzeug für genau das Gegenteil. Für Schmerz, Leid und Unterdrückung.

In den Jahrhunderten musste das Symbol für allerlei her halten. Selten für Liebe, Gnade und Vergebung. Oft für Mord, Totschlag und Unterdrückung. Nachzulesen in allen Geschichtsbüchern des Abendlandes.

Das Beharren der Bayerischen Staatsregierung auf christlicher Symbolik im öffentlichen Raum hat oft etwas bemitleidenswert Engstirniges. In der Regel sind jedoch die Verantwortlichen in Gemeinde und Amt genügend feinfühlig, um die religiöse Belästigung Anders- und Ungläubiger unter der Scham- und Schmerzgrenze zu halten. Sie hängen Kreuze ohne "Schmerzensmann(1)" auf. An unproblematischen Orten - das muss nicht der Heizungskeller sein - und in dezenten Abmessungen.

Will man jedoch die Konfrontation, dann hängt man ein überdimensioniertes Kreuz mit einem schmerzverzerrten Jesus an prominenten Ort, an dem Gläubige und Andere Tag für Tag vorbei defilieren müssen.

Wenn dann die Bitte um Abhängung des Aufgehängten mit Ignoranz und Starrsinn in den Wind geschlagen wird, dann ist die Watschen von Gerichtswegen mehr als gerechtfertigt. Und ordentlich weh soll sie tun, um solcher Art gescholtene in ihre Grenzen zu verweisen.

Schade das die Watschen nicht solchermassen gesetzt wurde, dass sich auch der Ministerpräsident die Wange reiben muss. Denn auch ihm stünde gut zu Gesicht, sich an Trennung von Staat und Kirche zu halten. Zumal er die Trennung von Kirche und Partei trotz des großen Cs recht gut hin bekommt. Denn mit Liebe, Gnade und Vergebung tun sich die Christsozialen - insbesondere was Anders- und Ungläubige angeht - eher schwer.

(1) Ralf Müller in der AZ vom 10.07.2025