
Abt.: Stadt der Liebe
Paris 2025
Stadt der Liebe - ja, Liebe würde uns allen mal wieder gut tun. Oder mal weg fahren, über den Tellerrand blicken. Sehen, wie die Welt so tickt. Vielleicht würden dann weniger austicken? Ich schaue mir jetzt mal Paris an.
Eiffelturm
Ich bin ja schon gelegentlich in Paris gewesen. Für gewöhnlich, um vom Gare de l'Est zum Gare Montparnasse zu kommen. Denn das muss man machen, wenn man von Deutschland nach Portugal will. Auf dem Rückweg dann anders herum, logisch. Und weil die Verbindung unterirdisch ganz gut funktioniert, bin ich nie in die Verlegenheit, den Eiffelturm zu sehen, gekommen.
Diesmal habe ich mir einen Tag Aufenthalt ausbedungen. Und ich bin zum Turm. Ganz nahe bin ich hin. Und ich habe ihn aus eine ungewöhnlichen Perspektive fotografiert. Einfach deshalb, weil er von der Seite noch nicht so abgenutzt ist. Noch nicht so nieder fotografiert, wie von wo anders.

Dann bin ich noch näher hin und habe von da fotografiert, wo alle anderen auch fotografieren.




Eiffelturmwaschanlage
Was die wenigsten wissen, es gibt ja in Wirklichkeit zwei Türme. Beide von Gustave Eiffel gebaut. Und was er noch gebaut hat: Eine Eiffelturmwaschanlage. Es ist nämlich so, ein Turm in der Größe des Eiffelturms lässt sich nicht mal so nebenbei abstauben. Und auch den ganzen Taubenmist, den bekommt man mit ein bisschen Feudeln nicht so einfach weg. Die Lösung: Eine Waschanlage.
Den Touristen ist es schwer zu vermitteln, wenn der Turm regelmässig eingerüstet und abgekärchert wird. Das mag der Tourist nämlich gar nicht. Der bleibt dann weg und das mag Paris dann gar nicht. Also hat sich Eiffel das mit der Waschanlage ausgedacht und das funktioniert so: Wenn die letzten Touristen den Turm verlassen haben und endlich die Lichter gelöscht sind, wird der ganze Turm in der Erde versenkt und in die Waschanlage gefahren. Gleichzeitig wird der zweite Turm hoch gefahren. In der Früh, wenn die erste Turmbesteigung beginnt, sieht alles aus wie immer und keiner hat etwas gemerkt.
Woher ich das weiss? Ganz einfach, ich habe den einen Eiffelturm am Sonntag markiert. Am Montag war die Markierung weg. Am Dienstag wieder da.
Marché aux puces Saint Ouen
Jetzt lasst mich ein wenig über den Flohmarkt Saint Ouen schlendern. Dort sieht und findet man Dinge... es ist ein Abenteuer.
KI?!
In ihren Anfangstagen hatte die KI noch ziemlich Probleme mit der figürlichen Darstellung. Wurzeln, wo keine Wurzeln hin gehören. Ein ziemliches Durcheinander bei den Extremitäten. Ach, das ist gar nicht von einer KI? Dann waren da sicher Drogen im Spiel.

Haltung
Ganz ehrlich, das tut doch beim Anschauen schon weh. Unten geschnürt, oben verbogen. Was tut man... oder vielmehr Frau nicht alles für die Figur.

Futuro House
Vor vielen Jahren hat ein Finne ein lustiges Haus-Konzept in Kunststoff giessen lassen. Dieses Konzept nannte er "Futuro House" und verteilte es auf der ganzen Welt. Wie viele von diesem Haus hergestellt wurden, das weiß kein Mensch. Ich habe eins gefunden.

Pimmelmann
Auf einem Flohmarkt stößt man manchmal auf Dinge, wo man hinterher gar nicht so genau weiß, ob man auf diese Dinge überhaupt hat stossen wollen. Zum Beispiel auf eine Platte mit einem Pimmelgesicht auf dem Cover.


Wobei... irgendwie hat das jetzt mein Interesse geweckt.
Schafskaldaunen
Jetzt kenne ich das also auch. Kaldaunen. Schon bei Asterix habe ich mich immer gefragt, was denn diese Kaldaunen sein könnten, von denen da die Rede ist.

Kutteln sind das, also Magen. So was, das wir schon seit langem vom Mittagstisch verbannt haben. Weil es uns zu widerlich erscheint. Entsprechend gehe ich davon aus - berichtigt mich gerne - dass lediglich eine kleine Minderheit der Leserschaft mit Kaldaunen etwas anfangen oder gar deren Geschmack und Konsistenz zitieren können. So möchte ich euch bei der Entscheidungsfindung, solltet ihr dereinst Kutteln auf Speiseplan oder Speisekarte vorfinden, zur Seite gehen.
Die Konsistenz ist vergleichsweise einfach zu umreissen: Sie erinnert stark an fettes, wabbelig gekochtes Huhn mit Haut. Dabei sind Kutteln alles andere als fettig. Der Geschmack, da wird es schwierig. Zumindest schwierig, ohne Leckereien heran zu ziehen, die ihr aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls nicht in eurem kulinarischer Repertoire habt. Ich würde die Schafskaldaunen in der Schnittmenge von Hühnersuppe. Gänseklein und Chowder verorten. Ohne einem der drei Gerichte zu nahe treten zu wollen. Serviert wurden die Kutteln zusammen mit fetttriefenden Bratkartoffeln. Das wirkt ein wenig wie eine unverlangte Entschuldigung. Vielleicht ist das bei zarter veranlagten Mägen der Fall, bei meinem aber unnötig. Ich würde - da hat mich der Vergleich mit dem Gansjung drauf gebracht - Semmelknödel reichen. Ich war versucht diese Idee mit dem Koch zu diskutieren. Habe ich dann gelassen. Was weiß ein bayerischer Hinterwäldler schon von französischer Kochkunst.
Bootsrundfahrt
Wenn man als Tourist unterwegs ist, warum dann nicht auch Touristendinge tun? Verbergen kann man sein Touristendasein eh nicht. Klamotten unpassend, Französisch zu schlecht. Oder man stellt sich am Eingang zur Metro wie ein Trottel. Also Touristendinge tun. Zum Beispiel mit einem Touristenkahn die Seine rauf und runter schippern. Kann man tun. Sollte man als Tourist vielleicht auch tun. Da sieht man nämlich auf einmal all die Dinge, die man als Tourist gesehen haben sollte. Gut, vielleicht nicht alle. Vielleicht noch nicht einmal die meisten. Aber schon ganz schön viele. Und man bekommt Geschichten dazu erzählt. Wahre, erfundene sicher auch. Ein paar Geschichten hier in Kurzform.
Der Gare d'Orsay wurde 1900 zu Weltausstellung eröffnet. Und bereits 30 Jahre später wieder geschlossen. Weil die Bahnsteige für moderne Züge zu kurz waren. Bei heutigen Bauzeiten - da kommen mir Suttgart21 oder die zweite Stammstrecke in München in den Sinn - könnte man so einen Bahnhof beinahe schliessen, bevor er fertig ist.

Der Gare d'Orsay ist, nach verschiedenen Zwischennutzungen in den 80 Jahren als Museum d'Orsay eröffnet worden.
Wäre vielleicht auch ein Plan für München. Ein paar Jahre Party und Kulturbetrieb quer unter München und dann ein Museum von Pasing bis zum Ostbahnhof. Da würde die bayerische Provinzstadt bald dem Louvre den Rang ablaufen.
Der Louvre ist nämlich schon beeindruckend. Und dazu muss man noch nicht einmal hinein gehen. Hineingehen ist nur etwas für Leute mit viel Zeit. Mit ganz viel Zeit. Mit unglaublich viel, also wenigstens zwei Jahren. Denn zwei Jahre braucht man, um alles im Louvre gesehen zu haben. Kann aber nicht sagen, ob das geschätzt oder berechnet wurde. Oder ob da jemand mit der Stoppuhr durch ist und ob der dann auch Rasieren, Duschen und Mittagessen abgezogen hat.

Am Ufer steht etwas unspektakulär, dafür Gold glänzend eine Replik der Freiheitsflamme der Freiheitsstatue. Vielleicht steht da auch bald das Original daneben, wenn es in den USA Essig mit der Freiheit ist. Wer vermag das schon zu sagen.

Und jetzt wird es kitschig. Das ist die Liebesbrücke. An deren Geländer Verliebte Liebesschlösser anbrachten. Diese Liebesschlösser könnt ihr aber nicht sehen. Weil sie nämlich gar nicht mehr da sind. Sie wurden allesamt entfernt, weil ihr Gewicht Teile des Geländers in die Tiefe gerissen hat. Es steht zu befürchten, dass alle Verliebten, deren Schlösser entfernt wurden, jetzt geschiedene Leute sind. Damit ist der Kitsch wieder auf profanen Boden gestellt.

Hinter diesen Mauern verbrachte die Marie "sollen sie doch Kuchen essen" Antoinette ihre letzten Stunden. Das aber nur kurz.

Von Baguette, Camembert und Rotwein
Kennt ihr diese Geschichte auch, irgend wer aus der Familie - vielleicht der Papa - gibt zum Besten, dass er in seiner Jugend ohne Geld in Paris gestrandet ist und sich tagelang nur von Baguette, Camembert und Rotwein ernährt hat. Hört such spartanisch an. Hab ich ausprobiert, funktioniert aber ganz gut.
Dabei habe ich auch was über Camembert gelernt. Wir schneiden den daheim gerne in Scheiben und belegen Brot und Brötchen. In Frankreich ist das verpönt. Das tut dem Käse weh. Ein Camembert wird wie eine Torte geschnitten. Dazu wird ein Stück Baguette abgerissen. So macht man das.
Wobei ich nicht glaube, dass unsere Behandlung dem Camembert aus dem Supermarkt besonders weh tut. Zumal diese Camemberts nicht viel mit denen in Frankreich zu tun haben. Unsere Rundlinge von Champignon oder Weihenstephan sind doch arg fade Angelegenheiten, denen ihre weitere Behandlung reichlich egal sein dürfte. Die Weiterverarbeitung zum Obazden dürfte dabei noch die Krönung im sonst tristen Dasein sein.

Ich weiß nicht, ob die Camembert Geschichte im Buch der 1000 Dinge, die man mal gemacht haben sollte, steht. Egal, wäre damit abgehakt.
Bier in Paris
Beim Thema Bier hat sicher jeder seine eigene Geschichte bei zu tragen. Ich also die meine. Dabei bin ich mir sicher, ich streife das Thema nur am Rande. Denn was liesse sich bei gerade einmal zwei Tagen auch groß in Erfahrung bringen lassen.
Jedenfalls sind wir mit dem guten Rat, sich vor dem Essen gehen ordentlich mit Bier vom Kiosk einzudecken, auf die Reise geschickt worden. Denn in Restaurants sei das Bier sehr, also sehr sehr teuer. Und auch nicht so besonders lecker. Letztlich sei Frankreich ja auch als Weinland bekannt.
Also rein ins nächste Bistro und ins Blaue nach einem Bier gefragt. Die Antwort war überraschend. Ob es denn ein Blonde, ein Lager oder ein IPA sein dürfte. Ob dieser Auswahl war der Wunsch nach einem IPA naheliegend. Und die Wahl hat nicht enttäuscht. Herrlich hopfig kam das Bier mit angenehmer Temperatur. Das lasse ich mir gefallen. Der Preis war mit 4,50 für ein kleines Bier auch nicht übertrieben teuer. Ein Wermutstropfen muss dann aber doch berichtet werden. Das Bier kam nicht aus einer kleinen, lokalen Brauerei, sondern aus aus dem Hause Heineken: Lagunitas

An anderer Stelle wurden mir gleich zwei Vorurteile auf einmal gezogen. Dass Maßkrugstemmen nur in Bayern Usus ist. Und dass Bier unerschwinglich ist bei Chez Papa gibt es die Mass für schlappe 7,50. Und ich habe viele Humpen auf den Tischen gesehen.

Brezn
Brezn? Wat? Brezn in Paris. Was soll das denn? Aber ja, es gibt sie. Ganz ehrlich, warum auch nicht. Baguette und Croissant zieren Münchner Bäckereien, ebenso wie Brioche. Über Qualität sagt das ja nichts auch. Brezn von Münchner Bäckereien? Das sagt auch nichts über die Qualität aus. Das muss so gesagt werden.
