Green Death

Als Freund und Bewunderer der altehrwürdigen Braukunst, bleibt es nicht aus, dass man auch mal selbst die Hand an den Kessel legen möchte. Und das nicht nur als interessierter Zuseher, sondern als Wegbereiter und tatkräftiger Macher.

Vor dem eigentlichen Brauen stehen zwei große Herausforderungen. Na, vielleicht eher drei.

Damit das Brauen von Erfolg gekrönt und gleichzeitig nicht zu nervenaufreibend wird, ist es ratsam, sich vorab um Örtlichkeit und Equipment zu kümmern.

Sicher, man kann den Sud auf dem heimischen Herd rühren. Es gibt auch handliche Brau-Kits zu erschwinglichen Preisen. Wenn man am Ende des Tages erschöpft in die Kissen sinkt, erscheint jedoch die Ausbeute von 2 bis 5 Litern für wenigstens acht Stunden Plackerei schon recht dürftig.
Entsprechend gerne habe ich das Angebot vom Richelbräu angenommen, nach der Teilnahme an einem Schaubrau-Termin die Kellerbrauerei in Neuhausen zu nutzen. Ein 70 Liter Kessel mit Heizung und eingebautem Rührwerk, das sind Annehmlichkeiten, die lasse ich mir gefallen.

Kommen wir also zur nächsten Herausforderung, der Auswahl des Braurezepts. Da alleine brauen recht fad ist, waren wir zu fünft. Und damit wird die Auswahl des Rezepts zu einer richtigen Herausforderung. Der mag kein Weißbier, der andere eh kein Pils. Bockbier ist den einen zu stark, den anderen zu schwach.

Sudden Death, ob es der Name war? Oder die Beschreibung "Stark, süß und bitter, von allem viel."? Jedenfalls konnten wir uns letztlich auf ein Rezept einigen: "Sudden Death India Pale Ale".

Stimmen dann die Rahmenbedingungen, geht es an die Umsetzung. Bei der Beschaffung der Zutaten, ebenso wie beim eigentlichen Brauvorgang haben wir versucht, uns so eng wie möglich an das Rezept zu halten. Ganz gelungen ist es uns nicht, das Vorhaben kann trotzdem als voller Erfolg gewertet werden.

Und hier nun unsere Variante des "Sudden Death India Pale Ale".

Die Zutaten

  • Hopfen: 600 g Hallertau Cascade ca. 5,8 % Alpha - Pellets
  • Malz: 15,30 kg Pilsner Malz (3 - 5 EBC) - ungeschrotet
  • Malz: 1,75 kg CARAPILS® / CARAFOAM® (ca. 3 - 5 EBC) - ungeschrotet
  • Malz: 0,25 kg Sauermalz (3 - 6 EBC) - ungeschrotet
  • Hefe: 4 Pack. SAFALE S-04, obergärige Trockenhefe 11,5 g

Die Milchsäure aus dem Originalrezept haben wir uns, voller Vertrauen in die Münchner Wasserqualität, gespart.

Zucker für die Nachgärung? Kommt nicht in die Tüte! Schon mal was vom Reinheitsgebot gehört? Echt jetzt. Stattdessen haben wir vom fertigen Sud 3 Liter Speise abgezweigt, die tun es für die Nachgärung allemal.

Temperatur und Zeit, da haben wir uns so nah am Rezept gehalten, wie nur irgend möglich:
Einmaischen mit etwa 40 Litern Wasser bei 64°C
Maltoserast bei 68 °C etwa 0:40 Minuten
Verzuckerung bei 73 °C etwa 0:15 Minuten
Abmaischen bei 79 °C etwa 0:15 Minuten
Nachguss: Da war uns unser Gefühl näher als der Messbecher. Es werden keine 30 Liter gewesen sein.
Ein Blick durch das Refraktometer: Statt der versprochenen 18,8° Plato kommen wir gerade mal auf etwa 16°.
Kochen: etwa 85 Minuten

Da die angegebenen Zeiten von Kochen und wann jeweils die Hopfengaben erfolgen sollen, nicht so ganz zusammen passen, sind wir folgendermaßen vorgegangen: Wir haben etwa 400 Gramm Hopfen auf drei Portionen aufgeteilt, die wir dem Sud jeweils zu Beginn, in der Mitte und kurz vor Ende der Kochzeit zugegeben haben. Immer schön vorsichtig, damit nichts überkocht.

Runterkühlen und ab in die Fässer.

Nach vier Tagen dann das Hopfenstopfen. Fein gedacht: Wir packen den Hopfen in handelsübliche Teefilter, damit der Schlabber nicht im Bier landet. Nicht bedacht: Der Hopfen quillt auf und sprengt die Teefilter. So landete der Schlabber dann doch im Bier.

Nach einer weiteren Woche haben wir das Bier dann umgedrückt. Also von einem Fass in ein anderes gefüllt. Dabei konnten wir ein Großteil des Hopfenschlabbers zurückhalten. Die Speise hinzu und weitere zwei Wochen gären lassen.

Dann der große Moment: Das Bier in Flaschen abfüllen und... probieren. Mit skeptischem Blick standen wir in der Runde, jeder mit einem Glas trüber Flüssigkeit in der Hand. Wie ist die Farbe? Der Schaum? Die Blume?
Ein Schluck... die skeptischen Blicke machten einem Strahlen Platz. Hei, ist das fein.

Das Originalrezept bei Besser Bier Brauen: [Sudden Death India Pale Ale]