Willst du da wohnen?

Eine kurze Nacht der Architektur

Fragen, die ich stellen mag, auch wenn ich nicht genau weiß an wen.

Ein Konglomerat aus Architekten, Stadtplanern, Investoren und Wohnungssuchenden betonieren seit Jahren jede noch so kleine Fläche zu. Sie feiern das als moderne Architektur.

"Die größte Strafe für einen Architekten ist, in den selbst entworfenen Häusern wohnen zu müssen." So sagte man Ende der 60er Jahre angesichts der betongewordenen Alpträume in den Trabantenstädten. Da wusste man noch nicht, was die Architektur in späteren Jahren hervorbringen würde.

An einem schönen Winterabend machte ich mich denn auf zu einer kurzen Exkursion. München, Ackermannbogen. Ich könnte mich jetzt auslassen über fehlende Einkaufsmöglichkeiten, dass das Quartier nur eine einzige Zu- und auch wieder Ausfahrt hat. Über nicht vorhandene Gastronomie und was man sonst noch gerne in einem lebenswerten Umfeld gerne hätte.

Ich möchte auch nicht verschweigen, dass an der einen oder anderen Stelle nachgebessert wurde. Auch nicht, dass es ein paar interessante Ecken gibt. Doch hier möchte ich mein Grauen zum Ausdruck bringen, was am grünen Tisch geplant und von Betonmischern in die Landschaft gegossen worden ist.

Wie ich mir die glatten, grauem Mauern so ansehe, frage ich mich, was mag im Kopf des Architekten vorgegangen sein? Träumt er von Bunkeranlagen am Atlantik oder im Wüstensand. Möchte er sich damit bei der Ausschreibung für Wehrdörfer in Frontgebieten bewerben?
Oder war einfach noch eine Fuhre Beton übrig? Und irgendwer hat gesagt, das ist doch zu schade zum Wegschmeißen, das kippen wir doch einfach mal da hin.
Nach Planung von Menschen für Menschen, nach einem Sinn für lebenswerte Umgebung jedenfalls sieht das für mich nicht aus.

Dieser Spielplatz, was soll der darstellen? Die Alptraum gewordene späte Rache des Stadtplaners für die eigene verkorkste Kindheit? Der in Beton geronnene, feuchte Gedanke eines einsamen TÜV-Prüfers?
Da siehst du keine Schneeburg, da siehst du auch keinen Schneemann. Da findet keine Schneeballschlacht statt. Wie auch, nichts zum Verstecken, kein Platz zum Weglaufen.

Ein Platz zum Verweilen? Doch wer möchte in dieser Ödnis verweilen? Ein gemütlicher Plausch im Grünen, eine Auszeit für die Augen? Hier eher nicht. Wer von seiner eigenen kahlen Wand genug hat und mal andere kahle Wände sehen will, der hingegen ist willkommen.

Fenster wie Schießscharten, Handtuchgärten hinter übermannshohen Mauern. Der hilflose Versuch, ein wenig (un)Heimeligkeit mit exotischen Pflanzen in Plastikkübeln.

So interessiert, wie ich die Gassen betreten habe, so froh war ich, sie wieder verlassen zu können.