Abt.: Der Trotz der Liberalen

E-Fuels

Fasziniert und erstaunt beobachte ich die Diskussion um E-Fuels. Und wenn ich erstaunt sage, dann meine ich das nicht im positiven Sinn. Da werden Argumente von studierten Leuten ins Feld geführt, da langst du dir an den Kopf.

Doch worum geht es eigentlich? Was sind denn E-Fuels?

E-Fuels werden mittels Strom aus Wasser und CO2 hergestellt. Eigentlich ganz einfach. Und wenn der Strom aus Sonnen- oder Windenergie gewonnen und das CO2 aus der Luft genommen wird, dann wären E-Fuels annähernd klimaneutral. Weil aber die Hersteller von E-Fuel ihr Produkt rund um die Uhr herstellen wollen - also auch, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht - wird die Herstellung nicht Klimaneutral sein. Da wird dann auch konventioneller Strom herhalten müssen.

Oder kurz: Es wird etwas verbrannt, damit etwas hergestellt werden kann, dass dann verbrannt wird... merkst was?

Oder anders: Es wird mit Strom ein Kraftstoff erzeugt, der die Motoren derer antreibt, die lauthals krakelen, sie würden nie mit einem Elektro-Auto fahren. Welch feine Ironie.

Oder auch so: Mit 15 kW kommst mit einem Elektromotor 100 km weit. Mit E-Fuel gerade einmal 20 km.

Vor diesem Hintergrund höre ich dann Argumente wie:

Aber in Brasilien wird Windenergie viel effizienter hergestellt als bei uns. Die muss in E-Fuels umgewandelt werden, damit sie verlustfrei zu uns transportiert werden kann.

Das ist so augenscheinlich, wie doppelt falsch. Denn wir wissen, dass bei der Herstellung von E-Fuel Energie verbraucht, vulgo verloren geht. Und wir wissen auch, dass der Transport von Brasilien bis nach München Energie verbraucht. Aus kapitalistischer Sicht mag das nach wie vor ein gutes Geschäft sein. Aus umweltpolitischer Sicht gewiss nicht.

Oder dieses Argument:

Wir können nicht auf Verbrenner verzichten, weil der Verbrenner bei Schiffen und Flugzeugen alternativlos ist.

Bei Schiffen würde mir ja glatt eine Alternative einfallen. Eine, die jahrhundertelang ganz gut funktioniert hat. Die ist nur etwas in Vergessenheit geraten, weil die Petroindustrie ganz gut daran verdient, Schweröl durch den Schornstein zu blasen.

Aber gut, lassen wir das mal so stehen, dass Schiffe und Flugzeuge noch auf längere Zeit auf den Verbrenner angewiesen sein werden. Was aber soll das für ein Argument bezüglich des Ottomotors im Straßenverkehr sein?

Und gerne kommt auch so ein Argument aus der Mottenkiste:

Wenn man E-Fuel verbietet, dann... Arbeitsplätze... blah... Standortvorteil... blubb... die Wirtschaft... Abwanderung, Wohlstand, quengel...

Diese Argumentation war schon in der Diskussion um den Katalysator dumm und falsch. Ich bin mir fast sicher, auch schon als Scheinwerfer Pflicht wurden.

Wenn einem ganzen Wirtschaftszweig etwas untersagt oder auferlegt wird, dann wird sich der Wirtschaftszweig nicht schmollend in die Ecke verziehen. Er wird sich erstaunlich schnell an die neuen Gegebenheiten anpassen, damit weiter schöne Gewinne eingefahren werden.

Ach, ich bin es so Leid...