Abt.: Geröll

Dolmen und Menhire

Als die Riesen durch Europa wanderten, müssen sie sich irgendwo in der Bretagne die Hosentaschen aufgerissen und all ihre gesammelten Steine verloren haben. Jedenfalls liegen in der Bretagne wohl die meisten Dolmen und Menhiere weltweit herum. Ein ziemliches Durcheinander...

Doch zunächst wandern wir ein paar Schritte durch den Karnutenwald.

Foret de Carnoët / Karnutenwald

In der Bretagne gibt es Wald. Viel Wald. Aber ganz anderen Wald als bei uns. Keine Tannen, Fichten, Föhren. Kein Nadelholz. Dafür viel Laub und ganz viel Eichen. Das weiß man von Asterix und von Miraculix. Und von Miraculix weiß man auch, dass sich die Druiden regelmässig im Karnutenwald treffen. Also wandeln wir auf Miraculix Spuren und wandern ein bisschen im Karnutenwald herum(1).

Natürlich habe ich mich schon gefragt, was es mit diesen Dolmen und den Menhiren so auf sich hat. Man stellt ja tonnenschwere Steinskulpturen nicht aus Jux un Dollerei in die Landschaft.

Dolmen

Eine Theorie besagt, Dolmen sind in weiser Voraussicht von Jägern errichtet worden und haben Generationen als Unterschlupf bei schwerem Wetter gedient.

Diese Theorie wurde verworfen, weil es als unwahrscheinlich gilt, dass die Jäger tonnenschwere Steine in ihren Beuteln mit sich rumtrugen, nur um bei Regen ein Dach über dem Kopf zu haben.

Die Wissenschaft ist sich mittlerweile einig, dass die Dolmen kultischen Charakter hatten. Als Grab- und Gedenkstätten dienten. Why not. Wir zieren die Gräber unserer Großeltern ja ebenfalls mit Steinen. Heute vielleicht ein bisschen filigraner als vor 4000 Jahren.

Menhire

Bei den Menhiren ist es nicht ganz so einfach. Zwar mag es eine lustige Vorstellung sein, dass den Hinkelsteinlieferanten vor 2000 Jahren gelegentlich einer vom Pritschenwagen gerollt ist und die Steine deswegen wild verteilt in der ganzen Bretagne zu finden sind. So recht glauben kann ich das aber nicht.

Historiker mäandern mit ihren Erklärungsversuchen zwischen kultischen Zwecken, irgendwas mit Astronomie, Grenzsteinen und Totenkult hin und her. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Während zu Beispiel eine Theorie versucht mit Kalender und Astronomie der Sache auf den Grund zu gehen, weil gerade eine pfeilgerade nach Osten ausgerichtete Reihe von Steinen Objekt der Beobachtung ist, wird ein paar Kilometer weiter eine andere Reihe entdeckt, die weder nach Osten, noch sonst irgendwie ausgerichtet ist. Und die Theorie wandert in den Papierkorb.

Eine andere Theorie versucht darzulegen, dass sich Könige für jeden ihrer Untertanen einen Stein in den Garten gestellt hätten, um den Überblick nicht zu verlieren. Da es jedoch viele einzeln stehende Steine gibt, erscheint mir das auch sehr unwahrscheinlich. Schliesslich sollten auch einfach gestrickte Könige in der Lage sein, bis zur Zahl eins auch ohne komplizierte Gerätschaften den Überblick zu behalten.

Vielleicht eine Rechenmaschine? Reichlich unhandlich.

Vielleicht bleibe ich bis auf weiteres doch bei der Hinkelsteinlieferanten Theorie.

Sei wie es sei, im Folgenden möchte ich ein paar Dolmen und Menhire mit Namen und Foto vorstellen.

Dolmens de Luzuen

Dolmen et menhir de Kercordonner

Carnac - Alignements du Ménec

Hier haben unsere Vorfahren ganz schön geschuftet. Kilometerlang reiht sich Stein an Stein. Kleine, die von einem Menschen aufgerichtet werden konnten. Große auch, zu denen sich sicher mehrere Familien einfinden mussten, um sie auch nur zu bewegen. Schliesslich gab es weder Tieflader, noch Schmibauer Kräne.

Jetzt aber genug. 10 Kilometer lang sind die Steinreihen. Ich möchte euch... und vor allem mich nicht langweilen mit dem ollen Geröll.

Man kann den Menhir Park erwandern oder mit Bus oder Touri-Bimmelbahn abfahren. Mit dem Bus ist das so ein Ding. Die Tour dauert etwa eine Stunde. Davon schaukelt man eine halbe Stunde durch die umliegenden Touristen Orte und erfährt so einiges über Yachthäfen, Catamaran Regattas, Hotels mit Geschichte und denkt sich, wie ist das denn nun mit diesen Menhiren? Eine viertel Stunde widmet sich die Tour dann den Steinen und man erfährt allerhand... nur nicht, warum die nun wirklich aufgestellt wurden. Das weiß nämlich niemand. Ob sich so eine Tour rentiert, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Was ich sehr schön finde: Für uns Touristen werden Tütchen mit Menhir Samen angeboten. So ist es möglich, für die Liebsten daheim ein paar Hinkelsteine mit zu bringen, ohne dass sie das Handgepäck sprengen. Daheim die Samen in die Erde, immer feucht halten und ich denke nach zwei, drei Millionen Jahren hat man ansehnliche Steine für Eltern, Kinder und Kollegen.

(1) Foret de Carnoët
Später wird uns klar, dass mit Carnoët weder Kanuten gemeint sind, noch sich der Karnutenwald - sollte es denn einen geben - in der Bretagne befindet.